7 km BOS-Wege werden im Bundesforstteil des Fliegerhorstes gebaut

Im kommenden Winter soll im Bundesforstteil des Fliegerhorstes mit Abräumen, Sondieren, Räumen, Anfüllen und Profilieren der rund 7 km „BOS-Wege“ begonnen werden. Der Kampfmittelräumdienst hat hierzu bereits dezidierte Vorgaben gemacht.

„BOS-Wege“ sind Wege für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“. Beispielsweise werden diese benötigt für die Feuerwehr, sollte es einmal in dem ausgedehnten Naturgelände zu einem Brand kommen.

Auf dem Foto 1 (rechts) ist das helle Wegestück von der Landebahn zur ehemaligen Radarstation ein Beispiel für einen solchen BOS-Weg, wie er in Zukunft aussehen soll. Die Flächen entlang des Weges mussten nach der Entmunitionierung wieder auf Niveau gebracht werden. Dort laufen künftig die Koppelzäune entlang – für Wasserbüffel, Heckrinder und Przewalski-Pferde..

Die Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten (kurz: GESA) wird als Tochter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) den Bau der BOS-Wege übernehmen anstelle der Landesbauverwaltung, die sich auf dem Fliegerhorst fortan eher um die Altlasten (Patriotstellung, Tankstelle, etc.) kümmern wird.

Über 100 Blindgängerverdachtspunkte aus der technischen Erkundung sind noch zu überprüfen. Auch dies ist für den kommenden Winter geplant. Die Arbeiten sind aber sehr von den Grundwasserständen abhängig.

Die Depotfläche im Westen des Fliegerhorstes wird künftig Wald (Foto 2 und 3)

Die Depotfläche nördlich des Betriebsgeländes der Firma Spitzke SE wird künftig Wald als Ersatzaufforstung für DB Netze. Die Maßnahmen sind Teil der Planungen für die ICE-Neubaustrecke, die aktuell erneut in Planaufstellung ist, nachdem die Anbindung von Darmstadt politisch entschieden ist.

Dort wird die bereits seit 2009 avisierte Planung der kompletten Übererdung (Ausnahmen bilden die bereits vorhandenen vitalen Bäume und Sträucher) vorangetrieben, damit anschließend genug durchwurzelbares Substrat zur Verfügung steht. Die Übererdung erfolgt Stück für Stück – und soll am Ende zu einem flachen Hügel werden, der als halboffener Wald den Übergang vom geschlossenen Hochwald zum Offenland darstellt.

Auf den Fotos gut zu erkennen ist der erfolgte Zaunrückbau für die künftige Koppel: Der US-Militärzaun musste entfernt werden, die komplette Zauntrasse entmunitioniert und erneut angefüllt werden.

Am Fliegerhorst geht das nächste Großprojekt an den Start

In Erlensee kann in den kommenden Monaten das nächste Großprojekt im Main-Kinzig-Kreis starten. Torsten Völker, Direktor Finanzen & Recht/​Prokurist der SPITZKE SE, und Horst Rauch, Leiter des Kompetenzzentrums Mitte, bekamen in Anwesenheit der Bürgermeister Günter Maibach (Bruchköbel) und Stefan Erb (Erlensee) von Landrat Thorsten Stolz die offizielle Baugenehmigung überreicht. Das Unternehmen mit Schwerpunkt Neubau und Instandsetzung von Bahnanlagen möchte hier einen neuen zentralen Standort aufbauen.

Geplant sind auf dem ehemaligen Fliegerhorst auf über 13.000 m² Fläche insgesamt 58 neue Büroarbeitsplätze sowie Lagerflächen und eine moderne Werkstatt für Gleisbaumaschinen und den Bereich Ausrüstung/Elektrotechnik. Im Zuge dieser Ansiedlung wird die vorhandene Gleistrasse neu ausgebaut und genutzt.

Bereits im Mai 2018 hatte das Unternehmen mit Sitz in Brandenburg den Kaufvertrag mit dem Zweckverband Entwicklung Fliegerhorst unterzeichnet. Im Anschluss wurden die Pläne konkretisiert und der Bauantrag vorbereitet. „Wir können hiermit ein starkes Unternehmen aus einem interessanten Aufgabengebiet im Main-Kinzig-Kreis ansiedeln. Das ist einmal mehr eine Bereicherung des Wirtschaftsstandortes Main-Kinzig und eine Stärkung der Kommunen Erlensee und Bruchköbel“, sagt Landrat Thorsten Stolz im Gespräch mit Torsten Völker und Horst Rauch.

Als bewährter Partner von Großprojekten im Schienenausbau verspricht sich das Unternehmen künftig auch Aufträge in der Rhein-Main-Region. „Für uns als Unternehmensgruppe ist der Bau unseres neuen Standortes eine wichtige Investition in die Zukunft. Wir schaffen damit für das Kompetenzzentrum Mitte modernste Arbeitsmöglichkeiten und die Voraussetzungen, um in der sich rasant entwickelnden Region auch auf lange Sicht erfolgreich sein zu können“, sagt Horst Rauch.

Auch die Bürgermeister Stefan Erb und Günter Maibach zeigten sich sehr zufrieden, dass nach langem Vorlauf dieses spannende Projekt nun in die Umsetzung geht. Insbesondere die geplante Reaktivierung des Gleisanschlusses erforderte im Vorfeld ausdauernde Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin. Hier konnte schließlich ein langfristiger Gestattungsvertrag abgeschlossen werden.

„Die Baugenehmigung ging deutlich schneller und liefert jetzt die Voraussetzungen für den Startschuss“, blickt Landrat Thorsten Stolz voraus. Er wünschte dem neuen Arbeitgeber in der Region „viel Erfolg und einen reibungslosen Start" und sicherte die konstruktive Begleitung des Vorhabens zu.  Quelle: PM Main-Kinzig-Kreis

 

 

 

Interview mit Uwe Laskowski (Vorsitzender der Zweckverbandsversammlung Fliegerhorst) - 02.04.2019

Seit Dezember letzten Jahres ist Uwe Laskowski Vorsitzender der Zweckverbandsversammlung. Im Interview berichtet er von seinen Aufgaben, wo er Schwerpunkte setzen möchte und bewertet aus seiner Sicht die bisherige Entwicklung des Gewerbeparks Fliegerhorst.

 

Sie üben in Erlensee das Amt des Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung aus. Seit wann haben Sie darüber hinaus mit dem Thema Fliegerhorst zu tun?

"Im Jahr 1999 bin ich mit meiner Familie von Maintal nach Erlensee gezogen und habe daher den militärischen Betrieb des Fliegerhorstes nur noch in den letzten Jahren vor dem Abzug der Amerikaner mitbekommen.

Seit 2011 bin ich Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, die vor Verleihung der Stadtrechte im Jahre 2012 noch Gemeindevertretung hieß. 

Mitglied der Zweckverbandsversammlung wurde ich im Jahr 2016, deren Vorsitz ich turnusgemäß von Peter Ließmann übernahm. Geregelt ist dies so, dass jeweils die stärkste Fraktion aus Bruchköbel bzw. Erlensee den Versammlungsvorsitzenden für jeweils die halbe Legislaturperiode stellt.

 

Welche Aufgaben und Befugnisse hat der Versammlungsvorsitzende?

In erster Linie entspricht das Aufgabenspektrum in etwa dem des Stadtverordnetenvorsitzenden. Ich muss die Sitzung leiten und darauf achten, dass die Geschäftsordnung eingehalten wird. 

Die Zweckverbandsversammlung ist das oberste Gremium des Zweckverbands. Sie ist paritätisch mit Abgeordneten der beiden Kommunen Bruchköbel und Erlensee, die den Zweckverband bilden, besetzt, obwohl auf Erlensee der größere Teil der Flächen des Fliegerhorstes, etwa 70 Prozent, entfällt.

Der Auftrag des Zweckverbandes und somit auch der Zweckverbandsversammlung stammt von den beiden Stadtverordnetenversammlungen der Städte Erlensee und Bruchköbel. In erster Linie soll der Zweckverband das zugeordnete Gebiet vermarkten, das heißt die entsprechenden Bauleitplanungen durchführen, die Grundstücke erschließen und dann veräußern.

 

Wo sehen Sie Ihre persönlichen Schwerpunkte bei der Ausübung des Amts?

Zum einen stehen Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund. Hier möchte ich die sehr gute Arbeit meines Vorgängers nahtlos fortsetzen. 

Für meine Amtszeit habe ich mir vorgenommen, sich die Dinge vor Ort anzuschauen. Deshalb werde ich versuchen, Informationsbesuche für die Verbandsmitglieder bei den Firmen vor Ort zu organisieren, um erleben zu können, was aus den gefassten Beschlüssen entstanden ist und auch, wie viele und welche Arbeitsplätze geschaffen wurden. Natürlich auch ob noch weitere Maßnahmen erforderlich sind, die wir derzeit noch nicht erkennen.

 

Ein großes Thema ist die Einrichtung eines Dokumentationszentrums. Welche Entscheidungen sind hierfür notwendig?

Die Zweckverbandsversammlung müsste, wenn der Zweckverband ein solches Dokumentationszentrum betreiben soll, eine Satzungsänderung herbeiführen, denn dafür gibt es bisher keinen Auftrag. Eine Satzungsänderung muss einstimmig erfolgen. Wenn dieser Beschluss gefasst wird, tragen die Kommunen Erlensee und Bruchköbel die Kosten dafür jeweils mit ihrem Anteil.

 

Wie bewerten Sie die bisherige Entwicklung?

Zu den oft geäußerten Meinungen, gerade vor dem Hintergrund des Abrisses der Housing Area, es müsste dort Wohnraum geschaffen werden, kann ich nur immer wieder betonen, dass in der zuständigen Regionalversammlung ausschließlich Logistik und Gewerbe für das Gebiet des Fliegerhorstes zugelassen wurde. Somit erübrigt sich jede Diskussion über das Thema. Bei der Endscheidung in der Regionalversammlung spielte bestimmt auch die gleichzeitige Entwicklung der Baugebiete Im Büchensaal und Am Kreuzweg eine Rolle.

Aufgrund der Größe des Gebietes halte ich die Aufteilung in Logistik- und Gewerbeflächen für sinnvoll. Mit diesen Rahmenbedingungen müssen wir uns auch abfinden.

Häufig wird behauptet, dass alles zugebaut wird. Nun, dazu darf man nicht vergessen, dass der Fliegerhorst ja vorher auch bebaut war und der Untergrund sicher keine hochwertige Ackerfläche war, sondern teilweise extrem belastet war. Hier sollte auch mal die Gegenrechnung zwischen ehemaliger Bebauung und jetziger Bebauung gemacht werden. Die extreme Verunreinigung des Erdreiches ist in fast allen Gebieten vom Zweckverband Fliegerhorst beseitigt worden. Gleiches gilt für die Räumung von Kampfmitteln. Nur alle diese Maßnahmen kosten Geld und die Kommunen Erlensee und Bruchköbel hätten, ohne die Vermarktung der Flächen, dies nie stemmen können. Hier dürfen wir uns keine Idylle vorgaukeln, die es vorher definitiv nicht war.

Bisher wurden rund 1500 Arbeitsplätze geschaffen, wenn REWE-Brandenburg den Betrieb aufnimmt, wird sich die Zahl noch einmal verdoppeln. Und wir sprechen hier nicht von minderwertigen Arbeitsplätzen. Häufig sehe ich mich mit dem Vorwurf konfrontiert, dass immer nur geringverdienende Arbeitsplätze bei Logistikern entstehen. Dies wird häufig bei Gegner der Logistik angeführt, entspricht aber nicht der Wahrheit. Und selbst wenn, sogenannte "Geringverdiener" beschäftigt werden, auch diese Arbeitsplätze muss es geben.

Für das innere Dreieck wünsche ich mir auch eine baldige Vermarktung, diese liegt allerdings nicht mehr in unseren Händen. Aber auch hier werden noch weitere Arbeitsplätze und Steuerzahler hinzukommen.

Natürlich gibt es dadurch auch mehr Verkehr, wer etwas anderes behauptet, entzieht sich der Realität. Nur muss man dazu wissen, dass sämtliche Straßen, wie zum Beispiel die Umgehungsstraße nach Neuberg, genau aus diesem Grunde so gebaut wurde. Die Belastbarkeit dieser Landesstraße ist bei weitem noch nicht erreicht. 

Dass hier eine zweite Zufahrt geschaffen werden muss, darüber sollte Konsens herrschen. Eine Alternative wäre, die bestehende Zufahrt durch die Markwaldsiedlung zu nutzen. Dies möchte ich aber keinem Anwohner dort zumuten. So haben wir uns für den Bau der zusätzlichen Straße entschlossen. Für die Anwohner haben wir auch vorgesorgt, denn einen Lärmschutzwall, den wir errichten lassen werden, hätte es nicht bedurft. So ist meines Erachtens allen Beteiligten geholfen und alle können zufrieden sein.

 

Wie lange wird es Ihrer Ansicht nach den Zweckverband noch geben?

Der Zweckverband wird auch nach der kompletten Vermarktung des Geländes weiter bestehen bleiben. Aufgrund der Struktur des Gebietes, bestehend aus zwei Kommunen, ist der Zweckverband unter anderem zuständig für die Infrastruktur, also Abwasser, Straßenreinigung, Busverbindungen usw.

 

 

 

Uwe Laskowski

Rundflug um den südlichen Gebäudetrakt

Michael Joest von www.kunstvomfeld.de hat uns freundlicherweise einen Rundflug um den südlichen Gebäudetrakt zur Verfügung gestellt.

Von der Idee zum fertigen Bebauungsplan – Mit Städteplaner Thomas Egel unterwegs im Fliegerhorst

Der „Fliegerhorst“ ist seit einigen Jahren das Top-Thema in der Stadt Erlensee. Seit dem Abzug der Amerikaner hat sich das Gelände enorm verändert. Wir waren mit Städteplaner Thomas Egel im Fliegerhorst unterwegs und haben einmal „hinter die Kulissen“ seiner umfangreichen Planungsarbeit geschaut.

Seit 34 Jahren arbeitet Thomas Egel als Architekt und Landschaftsplaner, vor 20 Jahren gründete er die „Planungsgruppe Thomas Egel – Architekturbüro für Städtebau und Landschaftsplanung“ in Langenselbold und ist seitdem selbstständig. Die Stadt Erlensee betreut er seit 18 Jahren und war unter anderem für die Projekte Neue Mitte, das Wohngebiet vor dem neuen Friedhof in Langendiebach, die Umgestaltung der Leipziger Straße, die Entwicklung des Gewerbeparks Erlensee sowie für die Baugebiete Büchensaal und Am Kreuzweg planerisch tätig.

Im Jahr 2005 wurden erste Ideen für den Fliegerhorst entwickelt, nachdem sich Gerüchte um einen bevorstehenden Abzug der Amerikaner verdichteten. Nach dem 2007 erfolgten Abzug wurde eine Flächennutzungsplanänderung mit einem ersten Grobkonzept entworfen, 2009 gab es erste Pläne für das Sportzentrum.

Wie Thomas Egel erläuterte, war der Fliegerhorst – wie jede andere Militärfläche – im Raumordnungsplan als Weißfläche ausgewiesen. Sprich: nicht beplant. Daher wurde zunächst von den beiden Kommunen Bruchköbel und Erlensee eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu klären, was man mit dem Gelände anfangen will.

„Man muss daran denken, dass dies zu der Zeit der großen Wirtschaftskrise geschah. 2008 war der Gewerbepark Erlensee zu zwei Dritteln verkauft, wenig später waren die Flächen wieder frei. Es war eine schwierige Zeit und auch eine trockene Zeit für Planungsbüros. Da lief nichts! Und in dieser Zeit begann man sich Gedanken zu machen über eine 100 Hektar große Fläche, die man als Gewerbepark Fliegerhorst vermarkten wollte. Zur gleichen Zeit wurden die Militärflächen in Hanau frei“, so Thomas Egel.

Viele Ideen für den Fliegerhorst

Zunächst wurde von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Idee entwickelt, flächendeckend das Gelände für Photovoltaik-Anlagen zu nutzen, alle Gebäude und auch die Start- und Landebahn. Danach gab es Anfragen von Firmen, die die Start- und Landebahn nutzen wollten. Politisch wollte man jedoch keinen Flugverkehr mehr haben, daher wurde diese Idee auch nicht weiterverfolgt.

Den Fliegerhorst als Wohngebiet zu nutzen, also als dritten Stadtteil, verwarf man ebenfalls ganz schnell, da man aufgrund der fehlenden Infrastruktur das Risiko einer Ghetto-Bildung als zu hoch betrachtete. Zumal man damals auch davon ausging, dass man zukünftig keine weiteren Wohnungen mehr benötige.

Thomas Egel: „Die damalige Annahme bei den Planungen war so, dass man davon ausging, man brauche weder Gewerbe noch Wohnungen. Der jetzt gültige Regionale Flächennutzungsplan (RegFNP) beruht auf Vorplanungen von 2005, also aus jener Zeit. Dass sich die Welt seitdem komplett verändert hat und sich die Annahmen als völlig falsch erwiesen haben, ist ein Phänomen, dass eigentlich heute ausführlich diskutiert werden müsste.“ Letztlich war man nach allen Überlegungen zu dem Schluss gekommen, den Fliegerhorst gewerblich zu entwickeln.

Der alte RegFNP sah im Westen eine große Rechtecksfläche vor. Hier wollte sich damals die Firma Amazon ansiedeln. Insgesamt waren 30 Hektar für Gewerbe vorgesehen, der Rest entfiel auf Logistik. Die Flächenverhältnisse waren vorgegeben und haben sich auch nicht geändert, nachdem die Aufteilung auf die Dreiecksfläche vorgenommen wurde nach Vorgaben des Denkmalschutzes. Dieses Verhältnis gilt auch heute noch.

Bauleitplanung

Wenn ein Bauherr auf einer Grundstücksfläche eine Firma bauen möchte, muss als erstes geprüft werden, welche Vorgaben der Reg FNP macht, sprich, ob dieses Vorhaben mit den Vorgaben vereinbar ist. Danach wird ein Bebauungsplan erstellt.

Falls es sich bei dem Gebiet um kein ausgewiesenes Gewerbegebiet handelt, muss eine Umwidmung beantragt werden. Diese erfolgt durch übergeordnete Behörden, wie das RP Darmstadt und der Planungsverband.

Zu beachten ist unter anderem, ob die Fläche in einem regionalen Grünzug liegt oder in einem Vorranggebiet für die Landwirtschaft, ob es in einem Landschafts- oder einem Naturschutzgebiet liegt. Die Überprüfung einer Fläche nimmt in der Regel einen Zeitraum von etwa zwei Jahren in Anspruch. Manchmal kann es nötig werden, eine Änderung des RegFNP zu beantragen, bevor man einen Bebauungsplan erstellen kann“, so Thomas Egel.

Zu planen ist beispielsweise, wie die Fläche erschlossen werden soll. Zu beachten ist unter anderem der Artenschutz. Dazu wird in der Regel ein Artenschutzgutachten in Auftrag gegeben. Thomas Egel: „Hier kann es nötig werden, dass im Falle der Entdeckung seltener Tierarten eine Umsiedlung zu erfolgen hat. Ein Beispiel dazu: Wanderfalken wurden aus dem Fliegerhorst umgesiedelt. Sie haben in Nistkästen bei der Firma Gebr. Heinemann eine neue Heimat gefunden. Auf dem zukünftigen Brandenburg-Gelände im Fliegerhorst werden zum Beispiel Eidechsen umgesiedelt, bevor die Bauarbeiten starten können.“

Der Artenschutz wird über das EU-Recht geregelt, welches spezielle Tierarten aufführt, die darunterfallen und entsprechend beachtet werden müssen. Daneben gibt es nach dem Baugesetzbuch das Thema „Ausgleichsflächen“. Bei nötig werdenden Versiegelungen müssen entsprechende Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden. Der für den „Grünteil“ des Fliegerhorstes zuständige Bundesforst (eine Unterabteilung der BImA) hat vom Zweckverband Fliegerhorst bis jetzt finanzielle Mittel in Höhe von rund 2 Millionen Euro für Artenschutz- und Ausgleichsmaßnahmen erhalten.

Geschaffen wurden damit unter anderem Biotope und Nistplätze sowie Ersatzlebensräume. Auch die jetzt dort erfolgte Ansiedlung von Galloway Rindern wurde damit finanziert.

Bebauungsplan

Im Entwurf eines Bebauungsplans werden Festlegungen getroffen bezüglich der Bebauungsdichte, der Gestaltung, wie der Kanal verlaufen wird und ob die Kläranlage groß genug ist und viele weitere Punkte.

Dieser Entwurf wird im Rahmen einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung öffentlich ausgelegt und den sogenannten Trägern öffentlicher Belange (TÖB)  – Naturschutzbehörde, Denkmalschutzbehörde und viele weitere – aktiv bekanntgegeben, die jeweils Stellungnahmen zu dem Vorhaben abgeben. Wichtig ist hierbei besonders, dass alle TÖB informiert werden. Außerdem können betroffene Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen abgeben.

Danach werden diese bewertet und fließen je nach Relevanz in die weitere Planung ein. Bei der Bekanntgabe des Bebauungsplans wird dieser erneut ausgelegt und das gleiche Verfahren wie oben angewendet.

„Alle Stellungnahmen müssen im übrigen beachtet und bewertet werden. Was noch wichtig ist: Mit der zweiten Offenlegung verfallen die Stellungnahmen der frühzeitigen Beteiligung. Sollten von den Einwendern und TÖB diese aufrechterhalten werden, müssen diese erneut abgegeben werden. Bei dem Verfahren der geplanten Südostanbindung an den Fliegerhorst erhalten die Einwender übrigens eine Mitteilung der Kommune mit der Frage, ob die Stellungnahme aufrecht erhalten bleiben soll, da diese ansonsten im zweiten Verfahren wegfalle. Das ist normalerweise in einem solchen Verfahren nicht üblich und gegenüber den Bürgern von Seiten der Kommune wirklich fair“, so Thomas Egel.

Der gesamte Abwägungsprozess muss völlig fehlerfrei sein. Die abschließende Abwägung wird dann dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt. Dieses beschließt dann den Bebauungsplan als Satzung, was vergleichbar ist mit einem neuen Gesetz. Dieser Bebauungsplan wird erneut bekanntgegeben und nach einer Einspruchsfrist rechtskräftig. Erst dann können die Bagger anrollen.

Insgesamt ist die Aufstellung eines Bebauungsplans neben den eigentlichen Planungen ein komplizierter Abstimmungs- und Abwägungsprozess, der zudem völlig transparent und fehlerfrei verlaufen muss. So werden bei den beschriebenen öffentlichen Auslegungen sämtliche Planungsunterlagen und alle erstellten Gutachten für jeden zur Einsicht freigegeben.

„Da wir diese während der Offenlegung auch über das Internet freischalten, war es noch nie so einfach wie heute, sich umfassend zu informieren. Gleichwohl muss man dabei neben dem Interesse auch einige Zeit investieren, denn die Unterlagen sind sehr umfangreich, stellen jedoch auch einen wahren Fundus an Informationen dar“, so Thomas Egel abschließend.

 

 

Fliegerhorst verfügt über topmodernes Abwassersystem

Die Entwässerung des Fliegerhorstes geschieht im sogenannten Trennsystem, d.h. das Schmutzwasser aus Toiletten, Duschen, usw. und das Regenwasser (Oberflächenwasser) werden in eigenen, getrennten Kanälen gesammelt.

Während das Regenwassersystem mit bis zu zwei Meter dicken Rohren weitgehend intakt übernommen werden konnte, musste das gesamte Schmutzwassersystem im Fliegerhorst bei der Einrichtung des Gewerbeparks vom Zweckverband erneuert werden.

Der Gewerbepark Fliegerhorst hat daher heute auf der gesamten Fläche ein Kanalsystem, das sich auf dem neuesten Stand der Technik befindet und alle erforderlichen Normen erfüllt.

Insgesamt wurden hierfür rd. 5,6 Mio. Euro investiert.

Das gesamte Abwasser fließt zunächst zu einem neu gebauten Abwasserhebewerk, welches sich im Süden des Fliegerhorsts befindet. Dort werden regelmäßig sowohl die Durchflussmenge gemessen als auch die Proben zur Bestimmung der Abwasserqualität gezogen.

Von dort fließt das Abwasser weiter zur Kläranlage Erlensee, wo die gezogenen Proben auf mehrere Parameter hin analysiert werden.

Das Regenwasser fließt dagegen zu einem 2800 m³großen Regenwasserklärbecken, welches sich an der südwestlichen Ecke des Fliegerhorstgeländes befindet und wird von dort über den vorhandenen Kanal dem Fallbach zugeführt

Zweckverbandsversammlung gibt grünes Licht für Ansiedlung der Firma Wilhelm Brandenburg am Fliegerhorst

Einstimmig beauftragte die Zweckverbandsversammlung am Mittwochabend im Sitzungssaal des Erlenseer Rathauses den Vorstand des Zweckverbands, mit der Firma Wilhelm Brandenburg einen Kaufvertrag abzuschließen. Somit wurde der Startschuss gegeben für „ein großartiges Projekt im Fliegerhorst“, wie es der Vorsitzende der Versammlung, Peter Ließmann bezeichnete.

Die Qualitätsmetzgerei Wilhelm Brandenburg, ein Unternehmen der REWE Group, wird im südwestlichen Bereich des Fliegerhorsts auf einer insgesamt rund 160.000 m² großen Fläche eine etwa 70.000 m² große Produktionsfläche für Fleisch, Wurst und Feinkostsalate errichten. Schlachtungen oder der Transport von lebenden Tieren werden nicht durchgeführt.

Wie der zuständige Projektleiter mitteilte, werden dort zukünftig rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt sein.

Die Betriebsstätte im Fliegerhorst wird zudem der neue Verwaltungssitz. Die Standorte Frankfurt und Dreieich werden geschlossen.

Auf dem Gelände wird außerdem eine firmeneigene Kläranlage neu errichtet, da die Kapazitäten für die Reinigung der Abwässer weder in Hanau noch in Erlensee vorhanden sind. Wie weiter berichtet wurde, seien bereits jetzt die bisher in Dreieich und Frankfurt beschäftigten Mitarbeiter dabei, einen Umzug in die Nähe ihrer neuen Produktionsstätte zu planen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass neben der Zahlung der Gewerbesteuer vor Ort – wie dies deutlich betont wurde – auch die Geschäftswelt profitieren werde. Daneben erwartet man positive Effekte bezüglich des Ausbaus der Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr.

Über weitere Details wurden die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung bereits am Montagabend in einer nichtöffentlichen Sitzung informiert. Um dennoch einige Informationen auch an die Öffentlichkeit weiterzugeben, bat NFE-Fraktionsvorsitzende Carmen Merz um entsprechende Ergänzungen der Ausführungen durch den Projektleiter der Firma Wilhelm Brandenburg.

Wie dieser daraufhin weiter mitteilte, führt Wilhelm Brandenburg für jedes verkaufte Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch sowie -wurst  4 Cent an die Initiative Tierwohl, die Maßnahmen für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft finanziert.

Bezüglich des erwarteten LKW- und Pkw-Verkehrs wurden rund 250 LKW-Fahrten pro Tag genannt, wobei sich diese fast ausschließlich auf die Tages- und nicht die Nachtstunden verteilen, sowie rund 1300 PKW-Fahrten mit Spitzenaufkommen bei Schichtwechseln.

Befürchtungen einer möglichen Geruchsbelästigung konnte der Projektleiter dahingehend als unbegründet bezeichnen, da die neu zu errichtende Produktionsstätte nach den Richtlinien des Bundesimmissionsschutzgesetzes errichtet und die Vorgaben der Technischen Anleitung Luft eingehalten werden müssen.

Der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Peter Ließmann, wies noch einmal darauf hin, dass sich die Bürgerinnen und Bürger darüber ausführlich während der Genehmigungsphase informieren könnten, da die Unterlagen im Rahmen der Anhörung öffentlich ausgelegt werden.

Wichtig sei für das Unternehmen aus verkehrstechnischer Sicht auch die Realisierung der neuen Süd-Ost-Anbindung des Fliegerhorsts. Diese soll zunächst auf der alten Trasse der früheren Fliegerhorst-Zufahrt verlaufen und dann vor der Markwaldsiedlung und den „Sandwiesen“ nach Norden schwenken, um dann in Höhe des ALDI-Marktes auf die Landesstraße geführt werden. Ein zu errichtender Lärmschutzwall soll die dortigen Anwohner vor Lärm schützen, wie Thomas Egel vom Planungsbüro Egel ausführte. Das diesbezügliche Beteiligungsverfahren im Rahmen des aufzustellenden Bebauungsplans soll im Frühjahr 2018 beginnen.

Terramag-Projektleiter Thomas Müller zeigte sich nach einem kurzen Rückblick über die letzten vier Jahre sehr zufrieden über das Erreichte und verwies darauf, dass damals die richtige Entscheidung getroffen wurde, das Fliegerhorstgelände gemeinsam von Bruchköbel und Erlensee in einem Zweckverband zu vermarkten und zu entwickeln.

Auch für das Innere des Dreiecks, welches sich im Besitz der Firma Retro Klassik befindet, sah er weiter Potential. Der Zweckverband strebe hier eine Kooperation an, um weitere großartige Unternehmen zu gewinnen, wie er ausführte.

Da die Investoren Singh/Jain, die im Süden des Fliegerhorsts eine Hotelanlage errichten wollen, auch eine Kaufoption auf das östlich davon stehende große MP-Gebäude abgegeben hätten, wäre der Fliegerhorst „ausverkauft“.

Weitere Infos unter www.wilhelmbrandenburg.de

Wilhelm Brandenburg kommt an den Fliegerhorst

Die Entscheidung ist gefallen: Das Unternehmen Wilhelm Brandenburg wird sich im Gewerbepark Fliegerhorst ansiedeln. Wie Bürgermeister Stefan Erb erfreut mitteilte, entstehen auf der rund 17 ha großen Fläche, zu der unter anderem die Housing Area gehört, zunächst rund 1000 Arbeitsplätze, weitere 500 seien möglich.

Was für die Stadt Frankfurt eine herbe Niederlage bedeutet, ist für Bürgermeister Stefan Erb ein Erfolg des für Investoren geleisteten Supports durch Planer und Mitarbeiter: „Wir kümmern uns um Investoren und stehen mit Rat und Tat zur Seite“. Auf der nächsten Versammlung des Zweckverbands wird über die Kaufabsicht des Großunternehmens entschieden.

Laut Bürgermeister Stefan Erb sprechen viele von REWE/Brandenburg selbst dargestellte Fakten für den Standort Erlensee. Über die reinen Fakten hinaus sei er erfreut, dass in den Kommunen Bruchköbel und Erlensee die Wirtschaftsförderung gut funktioniert.