Prägend für die Region
Die Bauart macht den Fliegerhorst Langendiebach heute zu etwas ganz Besonderem. Fliegerhorste in Form eines Dreiecks, in den 1930/40er Jahren ein Zeichen modernster Militärarchitektur, sind aktuell kaum noch erhalten.
Jahrzehnte lang war er prägend für Erlensee und das Umland – auch akustisch: Im Zweiten Weltkrieg starteten und landeten hier deutsche Flieger, nach dem Krieg waren es amerikanische Maschinen (überwiegend Kampfhubschrauber). Die Soldaten der US Army gehörten ganz selbstverständlich zum Alltagsleben von Erlensee und dem der Nachbargemeinden. Nach ihrem Abzug bestimmt nun ein ganz anderes, nämlich ziviles Bild den Fliegerhorst: mit Logistik- und Industrieunternehmen und bald auch mit Hotels sowie Reitsport- und Event-Anlagen.
In seiner über 80-jährigen Historie wurde auf dem Fliegerhorst auch immer wieder Geschichte geschrieben, etwa beim Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy am 25. Juni 1963.
Geschichtlicher Streifzug
All das soll nicht in Vergessenheit geraten und zugleich mit der Einbettung in historische Zusammenhänge einen Einblick geben, wie eng Welt- und Heimatgeschichte miteinander verknüpft sind. Ermöglichen soll das ein Dokumentationszentrum zur Geschichte der militärischen Luftfahrt mit regionalen Schwerpunkten in Hessen und Erlensee. Noch ist allerdings nicht abschließend entschieden, ob und wie es eingerichtet wird. Für das mögliche Konzept gibt es aber schon viele Ideen, zumal umfangreiches historisches Bildmaterial, Dokumente und potenzielle Ausstellungsstücke verfügbar sind.
In Form von Dauerausstellungen und mit permanenten Objektpräsentationen könnte die Geschichte des Fliegerhorsts Langendiebach ab 1936 und im Kalten Krieg sowie die Geschichte der Amerikaner von 1945 bis 2007 in Südhessen erzählt werden. Ein bislang einzigartiges Projekt, die Eröffnung ist für das Jahr 2020 angedacht – sofern der Startschuss bald gegeben wird.
Der geschichtliche Streifzug im Dokumentationszentrum könnte im Jahr 1936 mit dem ersten Spatenstich beginnen und in Form einer „Zeitreise“ von der Errichtung und dem Betrieb des Fliegerhorstes erzählen. Widerstand, Zwangsarbeit und die Auswirkungen auf das Umfeld sind mögliche Themen, genauso wie die stationierten Einheiten und die umgebenden Flak-Stellungen außerhalb des Geländes. Dann natürlich die Übernahme durch die Amerikaner im Jahr 1945, der anschließende Ausbau und die Ereignisse im Kalten Krieg.
Die Geschichte der Amerikaner, insbesondere der Streitkräfte, in Hessen wäre ein wichtiges Thema im Dokumentationszentrum. Denn sie ist eng mit der hessischen Geschichte verbunden. Angefangen beim demokratischen Neubeginn nach dem Krieg, der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft bis hin zu den Protesten der Friedensbewegung, die nukleare Aufrüstung und schließlich der Truppenabzug.
Und dann die Gegenwart: Konversion, Aufbau, Rückbau, Sanierung, Gewerbe, Sport und Kultur. Die Geschichte würde also nicht nur rückwärts betrachtet, sondern aktuelle Ereignisse mit einbezogen. Außerdem ist eine enge Verbindung mit dem Museum „Point Alpha“ in der Rhön und dem „Dokumentationszentrum Hanauer Militärgeschichte“ angedacht.
Die Örtlichkeit
Seinen Platz könnte das Dokumentationszentrum in der ersten Etage des Towers sowie im ehemaligen Feuerwehrgebäude finden. Hier könnte eine Ausstellungsfläche von rund 700 Quadratmetern genutzt werden.
Das Konzept
Der Geschichtsverein Erlensee hat federführend am Konzeptentwurf des Dokumentationszentrums mitgearbeitet. Eine Möglichkeit ist, dass der Zweckverband Fliegerhorst die Trägerschaft übernimmt. Teil des angedachten Konzepts sind viele Komponenten der modernen, didaktischen Museumskonzeption:
● Texte, Typografien und audiovisuelle Medien, mehrsprachig
● Grafiken sowie Licht- und Tonelemente
● Bild- und Filmdatenbank
● Besucherführungen
● Barrierefreiheit mit Leitsystemen
● Bereitstellung der Ausstellungsinhalte für die Erarbeitung von Lehrplänen
Besucher
Das Dokumentationszentrum richtet sich an Einzel- und Gruppenbesucher. Es könnte darüber hinaus Anziehungspunkt für Schul-, Betriebs- und Vereinsausflüge in der weiteren Region sein.